it-finanzmagazin (25.09.2017) Eine Studie zur Digitalisierung im Gesundheitswesen (Download) zeige oftmals noch eine große Lücke zwischen Anspruch und Realität. Versicherte der Privaten Krankenversicherung (PKV) wünschen sich häufig eine digitale Abrechnung, Ärzte sind dabei aber noch sehr zögerlich. Eine elektronische Patientenakte würden aber sowohl Ärzte als auch Patienten sehr begrüßen und sehen darin mehrere Vorteile. Die Studie erfolgte im Auftrag von AXA und der CompuGroup Medical Deutschland AG (CGM) und basiert auf einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa.
Viele Privatkrankenversicherte halten das postalische Einreichen von Arztrechnungen bei ihrer Krankenversicherung für umständlich. Fast drei Viertel (74 Prozent) möchten ihre Arztrechnungen lieber digital empfangen, um diese gleich online zu prüfen und bequem digital an ihren Versicherer weiterleiten zu können. Der Wunsch erstreckt sich dabei über alle Altersgruppen. Erwartungsgemäß ist die digitale Affinität bei jungen Leuten höher, so dass 85 Prozent der 18-29-Jährigen den digitalen Weg wünschen. Aber auch zwei Drittel der über 60-Jährigen würden eine digitale Abrechnung bevorzugen.
Für einen durchgängigen Prozess wünschen sich auch 62 Prozent der befragten Patienten, ihre Rechnungen bereits von ihrem Arzt online zu erhalten. Auf der anderen Seite können sich aber bisher nur 23 Prozent der befragten Ärzte vorstellen, ihre erbrachten Leistungen für Versicherte der PKV digital abzurechnen.
Das E-Portal „Meine Gesundheit von AXA“ bietet seinen Versicherten ein vollständig digitales Rechnungsmanagement. Seit dem Start im Mai 2016 wurden bereits mehr als 315.000 Vorgänge komplett digital bearbeitet. Möglich wird eine papierlose Abrechnung für die Versicherten der AXA auch deshalb, weil das E-Portal bereits mehr als 4.200 Ärzte mit CGM-Software nutzen.
Bisher liegen oft viele Monate zwischen der Leistung des Arztes und der letztlichen Abrechnung bei der Krankenversicherung. In der Umfrage gaben zum Beispiel 48 Prozent der Ärzte an, ihre Leistungen quartalsweise abzurechnen. Wiederum die Hälfte der befragten Versicherten sammeln Arztrechnungen zunächst und reichen diese erst ein, wenn ein bestimmter Betrag (durchschnittlich 619 Euro) erreicht ist. Eine digitale Verwaltung der Rechnungen würde diese Abläufe beschleunigen. In der Umfrage sagten 38 Prozent derjenigen, die Belege erst nach Erreichen eines bestimmten Betrags einreichen, dass sie ihre Rechnungen nach eigener Aussage sofort prüfen und weiterleiten würden, wenn dies digital möglich wäre.
Elektronische Patientenakte wird sehr positiv gesehen
76 Prozent der Versicherten und 74 Prozent der Ärzte glauben, dass durch die Einführung einer digitalen Patientenakte ein besserer Austausch zwischen den Ärzten stattfinden kann. Auf eine schnellere Versorgung im Notfall hoffen 64 Prozent der Versicherten und 70 Prozent der Mediziner. Weiterhin prognostizieren 59 Prozent der Versicherungsnehmer und sogar 86 Prozent der Ärzte mehr Patienten- bzw. Entscheidungssicherheit durch Hinweise auf Medikamente oder Vorerkrankungen.
enn ab 2019 die gesetzlichen Voraussetzungen für die elektronische Patientenakte in der Telematikinfrastruktur (TI) erfüllt sind, sollen Ärzte die Möglichkeit haben, medizinische Daten nach der Freigabe durch den Patienten in die vollintegrierte, elektronische Patientenakte – die CGM LIFE Gesundheitsakte – zu überführen und über die TI anderen Leistungserbringern zur Verfügung zu stellen. Kürzlich haben zwei weitere Private Krankenversicherungen bekanntgegeben, das E-Portal ihren Versicherten zugänglich machen zu wollen.
Die Studie basiert auf einer Befragung im Juli 2017 bei 1009 Privatversicherten und 100 Allgemeinärzten und kann hier heruntergeladen werden.