EurActiv (12.04.2019) Überforderung, andere Gehaltsvorstellungen und ungenügende Flexibilität – trotz gut laufender Wirtschaft sinkt die Zufriedenheit der Mitarbeiter in deutschen Unternehmen wie in keinem anderen europäischen Land.
rbeitnehmer in Deutschland sind schwer zufriedenzustellen. Ein in dieser Woche veröffentlichtes Arbeitsbarometer der Jobbörse Randstad offenbart großen Unmut, der europaweit nur von den Ungarn getoppt wird. In Großbritannien und Italien dagegen, die mit Brexit und Wirtschaftskrise unruhige Zeiten durchleben, sind Mitarbeiter sogar zufriedener als die Deutschen.
Die Studie, welche vierteljährlich in 30 Ländern durchgeführt wird und für die in Deutschland 400 Mitarbeiter aus unterschiedlichen Branchen befragt wurden, stellt den Unternehmen hierzulande ein schlechtes Zeugnis aus. Nur 65 Prozent der Umfrageteilnehmer sind mit ihrem Job zufrieden. Letztes Jahr waren es noch fast 8 Prozentpunkte mehr.
Deutlicher Unterschied bei den Geschlechtern
Innerhalb Deutschlands fallen die großen Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf. Mit 71,4 Prozent sind Männer deutlich zufriedener mit ihrer Arbeit als Frauen, bei denen es nur 59,4 Prozent sind. Eine vom Personaldienstleister Avantgarde Experts in Auftrag gegebene Studiezeigte bereits 2017, weshalb Frauen in ihren Jobs oft unzufriedener sind.
Hauptfaktor ist das Gehalt, das bei Frauen durchschnittlich niedriger ausfällt als bei Männern. Ein weiterer Kritikpunkt weiblicher Mitarbeiter betrifft fehlende Flexibilität bei der Arbeitszeit.
Jedoch gilt bei beiden Geschlechtern: Mitarbeiter in Deutschland kommen selten mit ihrem Arbeitspensum zurecht und fühlen sich oft allgemein unfair entlohnt. Das zeigte wiederum eine Studie des Start-ups Peakon in Deutschland, Großbritannien, Skandinavien und den USA. Demnach fühlen sich Mitarbeiter in Skandinavien und den USA erfüllter bei ihrer Arbeit, erhalten einen größeren Entscheidungsfreiraum und identifizieren sich eher mit den Werten der Firma als in Deutschland.
Regelmäßige Mitarbeiterbefragungen spiegeln Stimmungslage
Auch wenn die Zufriedenheit der Mitarbeiter keinen großen Einfluss auf die Konjunktur zu haben scheint, sind die Ergebnisse der Randstad-Studie für Unternehmen in Deutschland beachtenswert. Mitarbeiter, die in Gedanken bereits gekündigt haben, leisten weniger und bleiben unter ihrem Potential. Unzufriedenheit, die mit manchmal einfachen Mitteln aufgelöst werden könnten, wird damit zu einem weiteren Faktor, der den Fachkräftemangel noch verschärft.
Damit Unternehmen nicht kalt erwischt werden vom unausgesprochenen Missmut der Angestellten, setzen viele inzwischen Mitarbeiterbefragungen ein. So können Stimmungslage und jeweiliges Verbesserungspotenzial zeitnah erfasst werden. Das dänische Start-up Peakon verbindet Mitarbeiterbefragung mit Maschine Learning und Algorithmen. Dabei werden Umfragen automatisch versendet, analysiert und Folgefragen je nach Antwort kreiert. Mit diesen Erkenntnissen sollen Führungskräfte im Stande sein, Maßnahmen für mehr Zufriedenheit am Arbeitsplatz durchführen zu können.