aerztezeitung (04.07.2018) Jeder wünscht sich, lange gesund und arbeitsfähig zu bleiben. Doch nicht mal jeder zweite Erwerbstätige hält bis zum offiziellen Renteneintrittsalter durch. Wie fit die arbeitende Bevölkerung ist, hat die Techniker Krankenkasse untersucht.
Mehr als jeder zweite Arbeitnehmer scheidet vor dem offiziellen Renteneintrittsalter aus dem Berufsleben aus.
Hauptgründe dafür sind Berufsunfähigkeit, Erwerbsunfähigkeit oder sogar Schwerbehinderung. Jeder dritte aus dieser Gruppe nimmt Einbußen bei der Rente in Kauf, um Stress und körperliche Belastung früher hinter sich zu lassen.
"Besonders häufig von Frühverrentung betroffen sind Beschäftigte mit körperlich belastenden Berufen", stellte Dr. Thomas Grobe vom Göttinger aQua-Institut bei der Vorstellung des Gesundheitsreports der Techniker Krankenkasse (TK) am Mittwoch in Berlin fest.
Indizien für hohe Belastungen vor allem am Ende des Berufslebens finden sich auch in den Arzneiverordnungen. Ältere Arbeitnehmer schlucken dreimal so viel Arzneimittel wie der Durchschnitt der Bewohner Deutschlands.
Antidepressiva häufiger am Ende der Erwerbstätigkeit
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Gesund ins Rentenalter
Vor allem Herz-Kreislaufmittel werden in der Altersgruppe der 60- bis 64-Jährigen verordnet, das Vierfache des Durchschnitts. Am Ende der Erwerbsbiografie brauchen Arbeitnehmer zudem häufiger Antidepressiva als die jüngeren Kollegen.
"Das betriebliche Gesundheitsmanagement wird an Bedeutung gewinnen", kommentierte TK-Chef Jens Baas die Erkenntnisse, die die TK seit dem Jahr 2000 alljährlich aus den Daten von fünf Millionen Versicherten filtern lässt.
Die Politik müsse die Kassen bei ihren Präventionsanstrengungen aber unterstützen. Es gebe Berufe, wie zum Beispiel der des Dachdeckers, die nicht bis zum Alter von 67 ausgeübt werden könnten.
Diese Arbeitnehmer sollten früher aus dem Berufsleben ausscheiden können, ohne dafür Einbußen bei der Rente hinnehmen zu müssen, forderte Baas.
Es nütze nichts, das Renteneintrittsalter immer weiter hochzuschrauben, wenn ohnehin jeder zweite Arbeitnehmer vorzeitig aufgeben müsse. "Wir müssen dafür sorgen, dass Menschen leistungsfähig bleiben und überhaupt bis zum Rentenbeginn arbeiten können", sagte Baas.
Betriebliches Gesundheitsmanagement ist kein Privileg von Arbeitnehmern in großen Konzernen. Beispiele zeigen, dass es auch funktionieren kann, wenn sich mehrere kleine Unternehmen die Aufgabe teilen.
Ausfälle zurückgegangen
Insgesamt sind die Ausfälle aufgrund von Krankschreibungen im Jahr 2017 leicht zurückgegangen. Bei den elf Millionen Versicherten der TK gab es 5,79 Millionen Krankschreibungen, die zu 77 Millionen Fehltagen führten. Das sind 0, 8 Prozent weniger als im Jahr davor.
Die Differenz sei auf gesunkene Fehlzeiten aufgrund von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zurückzuführen, heißt es im Report. Für Arbeitsunfähigkeit verantwortlich seien in erster Linie psychische Störungen, Atemwegserkrankungen, Krankheiten des Bewegungsapparats und Verletzungen.
Für 2018 rechnen die Statistiker wegen der ausgeprägten Erkältungs- und Grippewelle mit deutlich höheren Fehlzeiten.