Gründerszene (07.03.2018) Zu langsam, zu viele Widerstände, kein Innovationsdruck. Der Health-Bereich stemmt sich gegen die Digitalisierung. Das soll anders werden.
Es läuft etwas schief im Gesundheitswesen. Gewaltig schief. Tracemedics-CFO Moritz Grumbach und seine Mitstreiter bei der neuen Health-Plattform Builders in Healthcare haben genug davon. Sie ist eine Non-Profit-Initiative von Startup-Gründern, Management-Executives, Wissenschaftlern und Techies im Digital-Health-Bereich. Grumbach sagt: „Es gibt viel zu viele Widerstände gegen Innovationen und Modernisierung.“ Dagegen will Builders in Healthcare kämpfen.
Die neue Online-Plattform soll eine Möglichkeit für Player in diesem Bereich bieten, sich zu verknüpfen, Ideen auszutauschen, von den anderen Startups zu lernen und um über echte Probleme und Herausforderungen bei der Implementierung digitaler Lösungen im Gesundheitswesen zu sprechen. Auch Diskussion über ethische Verantwortung soll nicht zu kurz kommen, denn „wenn über Gesundheit diskutiert wird, spielen ethische Fragen ganz schnell eine Rolle“, so Grumbach.
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Deutschlands Gesundheitssystem steht im weltweiten Vergleich sehr gut da. Deshalb fehlt wahrscheinlich der ganz große Druck, hier etwas zu verändern. Deshalb wird zum Beispiel seit 12 Jahren an einem elektronischen Rezept gearbeitet und der arme Apotheker muss leider immer noch die krakelige Handschrift des Hausarztes entziffern.
Was sind die größten Herausforderungen im Healthcare-Bereich, Moritz?
„Statt echter Innovation bleibt es oft nur bei Ankündigungen, weil viele Akteure wie Ärzte und Apotheken überhaupt kein Interesse an Transparenz und Effizienz haben.“
„Es gibt keine wirklich ernstzunehmenden Vorstöße seitens der Regierung. Ein Beispiel wäre die Versandapothekenregelung der neuen GroKo.“
„Startups entwickeln weiterhin große technische Innovationen am Markt vorbei, weil in Deutschland viel zu wenig mit potentiellen Kunden wie gesetzlichen Krankenversicherungen gesprochen wird.“
„In Health-Acceleratoren, -Hubs und -Meetups wird leider sehr oft getrickst, geflunkert und abgezockt. Nur soviel: Nicht nur Startups sind Copycats, auch Corporates bedienen sich hier gern an fremden Ideen.“
Innovationen im Gesundheitsbereich haben immer eine soziale, politische und ökonomische Komponente. Deshalb ist es so schwierig, auf diesem Markt erfolgreich zu sein. Es gibt keine mächtigen Risikogeldgeber, die sich spezialisiert haben und Produkte in den Markt drücken können, wie zum Beispiel in den USA. Bei der Beurteilung der Aktivitäten des High-Tech Gründerfonds oder der Startup-Einheit von Siemens, Next 47, die in dieser Branche tätig sind, gehen die Meinungen weit auseinander. Vorsichtig ausgedrückt.
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Grumbach und seine Mitstreiter, zu denen auch Ärzte und Mitarbeiter des Fraunhofer Instituts gehören, wollen für mehr Kommunikation unter den Health-Startups sorgen. In informellen Runden und auf Events soll Tacheles über die großen Herausforderungen bei der Digitalisierung des Health-Bereiches gesprochen werden. Auf große, kostspielige Konferenzen mit Buffets verzichten die Macher. Grumbach erzählt, dass alle Gründer im Health-Bereich sich eine Plattform wünschen. An Publikum sollte es also nicht fehlen.
Die erste Veranstaltung geht am 16. März in San Francisco über die Bühne. Im April wird in Berlin konferiert.